Der Beginn eines neuen Jahres in Japan (お正月, おしょうがつ, oshougatsu) – das ist fast wie 1000 und 1 Nacht – so viel könnte man darüber erzählen. Ich habe mich entschieden, mich auf das Wesentliche zu beschränken (trotzdem ist es schon etwas lang geworden) und präsentiere dir eine Bilderübersicht zum Thema. Ich werde zu jedem einzelnen Bild kurz erklären, was es damit auf sich hat. Aber am besten ist natürlich, du bist selbst bei ein paar Events dabei. Wenn du nicht gerade in Japan bist, mag das nicht so einfach sein. Damit du dir trotzdem ein bisschen japanisches Neujahrsfeelung holen kannst, lies einfach weiter und hol dir Inspiration – oder träume deinen ersten Traum im neuen Jahr von Japan :)

Diesmal habe ich etwas Besonderes für dich: Lerne, wie du eine japanische Neujahrskarte richtig schreibst, inkl. allem Drum und Dran. Einfach auf das Bild darunter klicken!

Hier der erste Teil, die restlichen 3 Teile folgen:
(Reihenfolge von links nach rechts)

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Bild: Symbole für das japanische Neujahr – Urheber shin28 (Fotolia)

 

  1. お節料理 (おせちりょうり, osechiryouri)
    Verschiedene traditionelle japanische Neujahrsgerichte, die eines gemeinsam haben: Sie symbolisieren ein langes Leben, Gesundheit, Fruchbarkeit – kommt uns das nicht bekannt vor von keltischen Frühlingsfesten?Auch das japanische neue Jahr ist ein Vorbote für den Frühling, wie ihr bei den anderen Symbolen ebenfalls nachlesen könnt. Unter den Gerichten befindet sich Gedünstetes, Getrocknetes und Eingelegtes – alles Kochverfahren, die eine längere natürliche Haltbarkeit garantieren. Warum das? In alter Zeit (Heiyan-Zeit) war es unglückbringend, wenn man in den ersten 3 Tagen des neuen Jahres gekocht bzw. die Küche verwendet hat. Deshalb wurden traditionellerweise die Speisen für Neujahr bereits im alten Jahr zubereitet.
  2. お雑煮(おぞうに, ozouni)
    Abgeleitet von den einzelnen Kanji, ergibt sich bereits die Bedeutung – verschiedenstes Gesottenes/Gekochtes. Bei Ozouni handelt es sich um eine Suppe mit verschiedensten Einlagen. Ein Muss dabei ist Mochi (aus Mochireis hergestellt – ebenfalls eine traditionelle Neujahrsbeschäftigung). Meist findet man auch Shiitake, Kamaboko, Karottenstückchen und Mitsuba darin. Brühe (klar/Miso) und Inhalt sind je nach Region und Familienpräferenz verschieden.
  3. 迎春(げいしゅん, geishun)
    Auch hier kann man von den Kanji ablesen, worum es geht – den Frühling willkommen heißen. Wenn du bereits etwas Japanisch gelernt hast, weißt du, was bei der Lesung von Wörtern mit mehreren Kanji zu beachten ist. Die ca. 90 % Regel besagt, dass in solchen Fällen die sinojapanische Lesung (ans Chinesisch angelehnte Lesung) verwendet wird. Normalerweise kennt man als Anfänger die Lesung はる (haru), hier wird daraus aber しゅん (shun).
    Das neue Jahr hat für Japaner auch schon etwas Frühlingshaftes an sich: es dauert nicht mehr lang, bis sich die ersten Frühlingsboten ankündigen (z.B. Pflaumenblüte).
  4. 絵馬(えま, ema)
    Die nächsten drei Symbole sind alle religiös angehaucht. Ema sind Holztäfelchen, wo man (nicht nur zu Neujahr) seine Wünsche hinaufschreibt und um Erfüllung durch die Gottheiten bittet. In alter Zeit hat man angenommen, dass die Götter auf Pferden ritten und dann auch Pferde für den Transport von Mikoshi (transportabler Schrein) verwendet. Daraus leitete sich der Brauch ab (früher ein rein buddhistischer Brauch), wo Pferde als ehrerbietige Gabe an die Götter/Tempel/Schreine dargebracht wurden. Das sich nach und nach in das „simple“ Kaufen und Darbringen der Ema (馬, ま, ma steht für Pferd, 絵, え, für Bild) umgewandelt.
  5. お御籤(おみくじ, omikuji)
    Omikuji ist die japanische Variante von unseren Horoskopen. Man schüttelt die sechseckige Holzkiste. Das erste Holzstäbchen, das herauskommt, ist für einen bestimmt. Darauf steht eine Nummer, mit der man dann „sein“ Horoskop, sein Omikuji vom Schrein bekommt (gegen Bezahlung versteht sich). Was dann dort (auf Japanisch, in größeren Schreinen auch auf Englisch) geschrieben steht, prophezeit das kommende Jahr – Gesundheit, Liebe, Beruf. Weiters gibt es noch einen Hinweis, ob es sich um ein Jahr mit Glück  吉きちoder Unglück 凶きょうhandelt, bzw. je nach Schrein auch folgende Reihung vorgesehen ist 大吉だいきち, großes Glück>中吉ちゅうきち, mittleres Glück>小吉しょうきち, kleines Glück>吉,きち,Glück>末吉すえきち, direkte Übersetzung: das Ende des Glücks bzw. das Schicksal wendet sich zum Guten>凶, きょう, Unglück>大凶, だいきょう, großes Unglück.
    Vom Verkauf der Ema, Omikuji, Omamori (Glücksbringer und Talismane) und den Hochzeiten leben die Schreine.
  6. 初詣(はつもうで, hatsumoude)
    Hatsumoude wird der erste Schreinbesuch im neuen Jahr genannt. Das dritte Symbol ist das Seil mit den Glocken dran, das man zieht bzw. schüttelt, wenn man vor dem Schrein steht und betet – damit soll die Schreingottheit auf das bevorstehende Gebet bzw. den geäußerten Wunsch aufmerksam gemacht werden. Zusätzlich wird eine Münze (meist eine 5 Yen Münze, die mit dem Loch drin) in den dafür vorgesehenen Opferstock geworfen – auch japanische Götter sind bestechlich. Am 01.01. stehen bei besonders beliebten Schreinen (z.B. Meiji-Jingu in Tokyo) schon vor Mitternacht Tausende Leute Schlange, um ihre Neujahrswünsche im Schrein zu platzieren.

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